Die „Internationale Judo-Sommerschule“

Yannick Schultze, Researcher and judo historian

Black and white photograph showing from left to right Otto Schmelzeisen, Max Hoppe, Norman Hyde, Harold Hyde, Alfred Rhode, Hanho Rhi and Tibor Vincent at a judo summer school in Frankfurt, Germany, 1939.
Black and white photograph showing from left to right Otto Schmelzeisen, Max Hoppe, Norman Hyde, Harold Hyde, Alfred Rhode, Hanho Rhi and Tibor Vincent at a judo summer school in Frankfurt, Germany, 1939.

Yannick Schultze travels back in time to find the roots of German judo.

Die „Judo-Sommerschule“ wird vielerorts als Geburtsstunde des Jūdō in Deutschland angesehen. Nach genauer Betrachtung alter Quellen ist sie dieses zwar nicht, nichtsdestotrotz war sie damals eine der ersten internationalen Trainingszusammenkünfte von Schweizern, Deutschen sowie Engländern. Als Initiator trat damals Alfred Rhode (1896-1978) in Erscheinung, der die Idee zu einer „Internationalen Sommerschule“ hatte. Sie fand dann fortan in der ersten Augustwoche in Frankfurt a.M. statt. Insgesamt gab es damals vor dem Zweiten Weltkrie fünf Sommerschulen - 1932, 1933, 1937, 1938 und 1939.

Um sich ein genaues Bild über die Sommerschule zu verschaffen, sind zeitgenössische Quellen von größter Bedeutung. Leider sind diese so gut wie nie in Deutschland zu finden oder geben zum Teil falsche zeitliche Daten an. Insofern musste ich nach England reisen, um an der Universität von Bath mir die Richard-Bowen-Collection anzugucken, um mehr über die deutsche Jūdō-Geschichte zu erfahren.

Der japanische Trainer Koizumi Gunji (1885-1965), der als einziger Trainer an allen fünf Sommerschulen teilnahm, hat glücklicherweise seine Korrespondenz mit den deutschen Akteuren aufgehoben. Durch diese Briefe ist es möglich, ein genaueres Bild der Vorkriegssommerschulen zu erhalten. In Deutschland ist man sich vielerorts sogar unsicher, wann genau die zweite Sommerschule in Deutschland stattgefunden hat. Man liest an dieser Stelle vermehrt die Jahreszahl 1935. Jedoch gibt die Bowen-Collection in mehreren erhaltenen Briefen explizit das Jahr 1933 an. Es existieren an dieser Stelle Briefe die in Bezug auf die Planung der Sommerschule geschrieben wurden und auch welche die nach der Sommerschule geschrieben wurden und die damalige Problematik der genauen Abrechnung beschreiben.

Neben den erhaltenen Briefen befinden sich auch viele Bilder in der Collection, die viele Akteure beim Training zeigen. Oder gar seltene Gruppenbilder, die bisher an keiner Stelle in Deutschland veröffentlicht wurden. Durch die Bilder lässt sich nachvollziehen, dass am Anfang das Training allein von Japanern geleitet wurde. Wobei ab der 3. Sommerschule erstmals auch deutsche und englische Trainer eingesetzt wurden, um das Training zu leiten.

Ich bedanke mich an dieser Stelle nochmals bei Frau Elizabeth Richmond, Archivarin an der Universität von Bath, für die unproblematische Einsicht in die Richard-Bowen-Collection.

About this story

Year:
2020
Item:
Black and white photograph showing from left to right Otto Schmelzeisen, Max Hoppe, Norman Hyde, Harold Hyde, Alfred Rhode, Hanho Rhi and Tibor Vincent at a judo summer school in Frankfurt, Germany, 1939.
Catalogue Reference:
BOWEN G/5
Description:
Archival material